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AutorenbildUlrich Texter

„Putin trifft auch uns!“

Die Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft hart, aber der Ukraine-Krieg trifft auch die Bilanzen der deutschen Spielwarenhersteller. Kein Grund, Trübsal zu blasen, meint goki-Geschäftsführer Thorsten Koss, der für die zweite Jahreshälfte 2023 eine Aufhellung am Konsumhimmel erwartet.


 

Herr Koss, am 27. Februar rief der Bundeskanzler eine Zeitwende aus. Was bedeutet das für die deutschen Spielwarenhersteller, außer dass nach vielen Jahren des Wachstums auch die Spiel­warenbranche den Rückwärtsgang einlegen musste?

Thorsten Koss: Zeitenwende ist ein großes Wort. Und es trifft auf die politische Situation speziell in Europa durchaus zu. Für die Spielwarenbranche gab es in den letzten Jahren aber immer wieder Ver­änderungen. So würde ich es für unsere Branche eher nennen. Doch immer wieder hat sie sich diesen gestellt und als durchaus robust erwiesen. Ich erinnere nur an die Corona-Zeit als mit viel Fantasie auch die Spielwarenfachhändler von „click and collect“ bis zu eigenen Webshops reagiert haben. Auch viele Hersteller haben mit entsprechenden Aktionen darauf hingewiesen. Andere Veränderungen der letzten Jahre wie der Wandel der Handelsstrukturen und Verbrauchergewohnheiten wurden im Großen und Ganzen gut bewältigt. Dass der Markt jetzt einen Rückgang zu verzeichnen hat, ist nach dem Wachstum der letzten Jahre und den knapperen Budgets der Verbraucher zu erwarten gewesen.


Wie hart hat Goki die durch die Multikrisen erzeugte Unübersichtlichkeit und Planungsunsicherheit getroffen?

T. K.: Dadurch, dass es zu unserer Strategie gehört einen ausreichenden Lagerbestand zu halten, haben wir in der Marktversorgung weniger Probleme gehabt als andere Hersteller. Was sicherlich aber schwieriger geworden ist, ist die Planung und Halbwertszeit der Preisgestaltung.


Die Pandemie-Jahre 2020 und 2021 dürften vermutlich Spuren in der Bilanz hinterlassen haben, weil sich die Lockdowns, von denen stationäre Spielwarengeschäfte massiv betroffen waren, auf den Abverkauf von Mitnahmeartikel ausgewirkt haben dürfte. Wie hart trifft Sie jetzt diese Krise?

T. K.: Putin, wenn man das überhaupt so sagen sollte, trifft uns schon. Dadurch, dass die Endkunden unsicher sind und weniger Kaufkraft zur Verfügung haben und die Händler unter steigenden Energie­kosten leiden, können und wollen wir nicht unsere höheren Herstell- und Transportkosten vollum­fänglich weitergeben. Es ist nur fair, hier Rücksicht zu nehmen. Dies hinterlässt natürlich Spuren in der Bilanz. Die steigenden Zinsen tun ein Übriges. Trotzdem sind wir im Großen und Ganzen gut durch das Jahr gekommen.


Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, eine Inflationsrate, die das Blut in den Adern gefrieren lässt, Leitzinserhöhungen und dazu Prognosen, dass Deutschland in die Rezession gleitet, kurz 2022 war ein schwieriges Jahr. Kommt 2023 die Wende?

T. K.: Ich habe keine Glaskugel, bin aber als Mensch eher ein Optimist. Ich glaube, dass das erste Halbjahr für Deutschland noch schwierig sein dürfte, aber sich in der zweiten Hälfte positiver ent­wickeln wird. Auf der anderen Seite leben wir in einem Zeitalter disruptiver Ereignisse.


China spielt nach wie vor die zentrale Rolle im globalen Spielwaren-Geschäft, aber das Land der Mitte ist nicht mehr gut gelitten. China selbst scheint auch mehr an High Tech und KI interessiert zu sein als an Puppen. Was kommt danach? Wohin zieht die Karawane bei ihrer Suche nach billigen Arbeits­kräften und Produktions-Knowhow?

T. K.: Wir selber haben ja schon Produktionsstätten in Deutschland und Europa. Osteuropa wird dabei sicherlich auch eine immer stärkere Rolle spielen. Insgesamt wird die Resilienz der Lieferketten immer entscheidender. Ein Markt der Zukunft, in jeder Hinsicht, könnte auch Afrika werden.


goki will die Welt nicht nur ein wenig bunter, sondern mit seinen jährlichen Waldpflanzaktionen Schleswig-Holstein auch grüner machen, in diesem Jahr zum achtzehnten Mal. Reparieren Sie mit diesen Aktionen durch den Klimawandel geschädigte Wälder oder braucht das Land mehr als Windräder?

T. K.: Es braucht alles und noch viel mehr. Für die Zukunft dieser Welt.


Am 1. Februar beginnt in Nürnberg wieder die Spielwaren-Show. Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen reisen Sie an?

T. K.: Vor allem freue ich mich, endlich wieder persönliche Gespräche führen zu können. Das mensch­liche Miteinander oder neudeutsch Networking war ja immer schon ein wichtiger Teil der Messe. Auch die Möglichkeit über seinen eigenen Tellerrand hinaus schauen zu können und sich durch die Vielzahl von Eindrücken befruchten zu lassen, bietet nur diese Veranstaltung. Insofern ist die Rückkehr zur Normalität doch wieder etwas ganz Besonderes.


Herr Koss, wir bedanken uns für das Gespräch.

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